
Digitale Welten Festival Rückblick 2017
Heute bewegen wir uns ganz selbstverständlich zwischen „analoger“ Welt und dem Netz, wo unzählige Menschen und Plattformen beeinflussen, was wir wahrnehmen und welche Informationen uns erreichen. Wie können wir uns in dieser komplizierten Welt eine eigene und gut informierte Meinung bilden? Welche Informationen und Netzwerke haben Einfluss darauf, wie wir unsere Schlüsse ziehen?
Die digitale Welt bietet uns viele spannende Werkzeuge, die uns befähigen und mündig durch die Informationsgesellschaft zu bewegen und sie aktiv mitzugestalten. Gemeinsam mit Medienkünstler*innen haben wir beim ersten Digitale Welten Festival vom 10. – 19. November 2017 die Funktionen von Online-Plattformen hinterfragt und Kinder und Jugendliche haben eigene Ideen entwickelt und umgesetzt.
Das erste Digitale Welten Festival fand rund um das Frankfurter Jugendfilmfestival visionale statt, wurde initiiert vom Kommunalen Jugendbildungswerk Frankfurt und unterstützt von allen visionale-Partner*innen wie etwa dem Medienzentrum oder dem Gallus Theater.
Das Programm des Festivals umfasste drei Workshops mit Medienkünstler*innen und Designer*innen. Während sich alle Workshops mit dem Medium Film oder Video beschäftigten, sprachen die drei verschiedenen Schwerpunkte Animation, Sounddesign und Medieninstallation unterschiedliche Interessen und Talente der Teilnehmenden an.
Dank der Zusammenarbeit mit visionale17 wurde in allen Workshops das Schwerpunktthema Meinungsfreiheit behandelt. Die in den Workshops eingesetzten Methoden und Werkzeuge wurden alle auf ihren Einfluss auf öffentliche und digitale Meinungsbildungsprozesse untersucht. Die digitale Gesellschaft wurde kontinuierlich diskutiert und kritisch beleuchtet. Während für einige Teilnehmende Themen wie Filterblasen oder Fake News völlig neu waren, brachten andere ihr kritisches Wissen in die Diskussion ein. Durch den kreativen Umgang mit den angebotenen Werkzeugen und Materialien und die Entwicklung von Ideen und Prototypen wurden schnell Ergebnisse erzielt, die in der Ausstellung stolz präsentiert werden können.
Allen Teilnehmer*innen hatten großen Spaß, andere offen für Ideen und haben mit viel Kreativität ihre eigene Ideen für die digitale Welt entwickelt.

Soundtracks und produzierte Wirklichkeit
Wie hört sich Freiheit an? Anhand von Filmklassikern wurde im Workshop untersucht wir, wie der Sound von Engagement und Aktivismus erzeugt wird. Wie hört sich eine Revolution in einem Stummfilm von vor 100 Jahren an? Wie könnte sie heute klingen?
Gemeinsam begaben wir uns auf die Suche: Ausgestattet mit Aufnahmegeräten (egal ob professionelles Equipment oder Smartphone), hörten wir auf die Straße, lauschten, wurden kreativ und arrangierten unseren eigenen Soundtrack. Aber wo können wir Klänge finden? Müssen wir sie selbst produzieren? Oder müssen wir einfach nur genauer hinhören?
Mit professioneller Musiksoftware (Ableton Live) haben wir Filmausschnitte verändert. Wir haben die aufgenommenen Klänge analysiert, sie auf ihre Wirkung hin untersucht und herausgefunden wie man sie durch Soundeffekte manipulieren kann. Was ist „echter Klang“? Ist es überhaupt wichtig, dass der Klang „echt“ ist, oder ist es wichtiger, dass wir etwas über die Welt sagen, wie wir sie sehen?
Aljoscha van Bebber ist Sozialarbeiter, Künstler und Musiker. In seiner Arbeit verändert er kreativ den öffentlichen Raum und versucht, ihn neu zu definieren. Sein Bruder Johannes van Bebber, Musiker und Dozent, kreiert virtuelle Welten und reale Theaterbühnen. Gemeinsam und als Solomusiker produzieren sie elektronische Musik.

WELCOME TO MY FILTER BUBBLE!
In der UN-Menschenrechtserklärung heißt es, dass jeder Mensch ein Recht auf eine freie Meinung hat. Um dies zu erreichen, sollten wir in der Lage sein, Informationen über alle Arten von Medien ohne Einschränkungen zu suchen und zu verbreiten.
In einer Zeit, in der wir ständig von verschiedenen Medien umgeben sind, könnte man meinen, dass wir diese unbegrenzte Freiheit bereits erreicht haben. Wir haben jedoch alle schon gehört, dass wir keinen freien und unbeeinflussten Zugang zu Informationen haben. Doch kaum jemand kann den Überblick darüber behalten, was das genau bedeutet.
In dem Workshop sind wir selbst zu kritischen Medienkünstlern geworden und entwarfen Installationen für die visionale17-Ausstellung: Wir haben unsere individualisierten Streams auf YouTube und anderen sozialen Medien unter die Lupe genommen, unsere Hits und Flops herausgepickt und unsere ganz eigene „Filterblase“ gestaltet.
Kati Hyyppä ist eine in Berlin lebende Medienkünstlerin und Handwerksexpertin. Sie erweckt Roboter zum Leben und entwirft Webstühle für die Welt nach der Apokalypse. Katis Lieblingsläden für Künstlerbedarf sind Baumärkte, 1-Euro-Läden, Elektronikhändler oder jede gut gefüllte Mülltonne.

POCKET STORIES
Smartphones und Tablets sind sehr beliebt und recht preiswert. Sie ermöglichen es, von jedem Ort aus auf digitale Inhalte zuzugreifen und innerhalb des vorgegebenen Rahmens Inhalte hinzuzufügen. Likes, Shares, Rezensionen, Forenbeiträge – vielleicht gibt es ja noch mehr Möglichkeiten? Nutzen wir das volle Potenzial dieses kleinen Tools?
Während des Workshops wurde das Smartphone als Design- und Animationswerkzeug genutzt. Die Teilnehmenden lernen einfache, aber clevere Do-it-yourself-Lösungen für professionell animierte Filme kennen, gingen kreativ mit unseren selbst erstellten Inhalten um und beschäftigen uns mit einer Reihe von formalen und technischen Experimenten, Storytelling-Methoden und Ideen, wie man eine Botschaft vermitteln kann. Wir entwickelten Animationsfilme, Hologramme und DIY-Projektoren, die auf der visionale17 ausgestellt wurden.
Das LWZ befindet sich in Wien, Sebastian Pataki in Frankfurt. Sie beschäftigen sich mit einem breiten Spektrum an Projekten zwischen Grafikdesign, Animation und Illustration.
Die Ausstellung schloss sich unmittelbar an das Workshop-Programm an. Auch hier stand das Thema Meinungsfreiheit im Mittelpunkt. Präsentiert wurden die Ergebnisse der Workshops sowie weitere Projekte von Jugendlichen, die zuvor bei „Jugend hackt Frankfurt am Main“ und „visionale im Quartier“ teilgenommen hatten.
Die Ausstellung war vom 9. bis 12. November 2017 während der visionale17 im Foyer des Gallus Theaters Frankfurt zu sehen. Alle Ausstellungstage waren sehr gut besucht. Besonders gefreut haben wir uns über einige Besucher*innen, die explizit für die Ausstellung gekommen sind. Die jungen Künstler*innen und Workshop-Teilnehmenden kamen mehrfach mit Freund*innen und Verwandten, um ihre Kunstwerke stolz zu präsentieren.
Gemeinsam mit zahlreichen Besucher*innen, Freund*innen und Familien der Teilnehmenden und Medienkunstinteressierten wurde die Ausstellung am 9. November 2017 offiziell eröffnet. In einem Impulsvortrag erläuterte Prof. Bernhard Kayser (Fachhochschule Frankfurt) die Relevanz der transdisziplinären Medienbildung in Bezug auf die kulturelle und politische Bildung.
Die Ausstellung wurde durchgehend von einem Team aus Vermittler*innen und jungen Medienpädagog*innen betreut. Sie standen für Fragen zur Arbeit, zu den Inhalten und zum Kontext von DIGITALE WELTEN zur Verfügung und konnten in Einzelgesprächen die Ausstellung vermitteln. Ihr Engagement ermöglichte eine kontinuierliche und spannende Diskussion unter allen Besucher*innen.
Ergänzt wurde die Ausstellung durch einen Pop-up-Workshop mit dem Titel ‚Let’s build Robot Bugs!‘ der Künstler*innen Carolin Liebl und Nikolas Schmid-Pfähler. Die Besucher*innen hatten die Möglichkeit, kleine Roboter zu programmieren und individuell zu gestalten. Dieser Pop-up-Workshop sollte auf den Umgang mit Technik einstimmen und einen Vorgeschmack auf die Zukunft der DIGITALE WELTEN geben.
Das Festival war ein perfekter Pilot: In den Workshops wurde kritisch über Netzkultur diskutiert, es wurde kreativ experimentiert und an konkreten Ideen gearbeitet. Für alle Teilnehmenden war ein individueller Lernerfolg spürbar. Neue Perspektiven auf die eigene Mediennutzung wurden entwickelt und mit Freunden und Familie diskutiert.
Die Ausstellung war ein wichtiges Mittel, um Anerkennung für das Erreichte zu erhalten. Sie war ein Treffpunkt für Kolleg*innen, Partner*innen, Jugendliche, Eltern und Familienangehörige sowie für Medienkunstinteressierte. Als Teil der etablierten visionale war sie auch die perfekte Möglichkeit, das neue Format DIGITALE WELTEN einem breiten Publikum vorzustellen.
Das Feedback der Besucher*innen war durchweg positiv. Die Gespräche mit den Besucher*innen wurden meist durch die Themen der Workshops angeregt. So erhielten nicht nur die Jugendlichen damit den Anstoß, sich kritisch mit ihrem Handeln in der digitalen Gesellschaft auseinander zu setzen.