Als die sofortige Schließung der Jugendeinrichtungen im März 2020 angeordnet wurde, hat sich das Team von der Jugendarbeit in Rödermark am selben Tag überlegt, wie sie ihre Jugendlichen weiterhin erreichen können. Einen Tag später wurde damit begonnen, zukünftige Aktionen im digitalen Bereich zu planen. Aufgrund der Vermutung, dass Jugendliche sich eher Videos anschauen würden als „viel Text“ in einem Facebook-Beitrag oder auf Instagram zu lesen, entstand das erste YouTube-Video mit dem Titel „Was ist los in Rödermark?“. Nach dem ersten Video entwickelte sich eine unglaubliche Kreativität und Dynamik im Team und es kamen immer mehr Ideen für Videos zusammen. Glücklicherweise war es aufgrund der Team-Mitglieder relativ einfach und möglichst direkt in die Videoproduktion einzusteigen. Ohne den Medienpädagogen und Filmemacher David Bohlmann sowie Chris oder Enikö im Team, die dazu bereit waren, vor der Kamera und im Internet in Erscheinung zu treten, wäre es schwer geworden.
Unerlässlich für die Produktion von Videos ist eine solide Ausstattung mit Technik und Software. Zusätzlich zu einer bereits vorhandenen guten Digitalkamera mussten lediglich Mikrofone für die Tonaufnahmen, ein Stativ und die Software für ein Videoschnittprogramm angeschaffen werden.
Schnell wurde klar, dass vor allem die Videoproduktion ziemlich viel Zeit braucht (Idee, Drehbuch/Konzept schreiben/ Filmen/ Vertonen und Schneiden). Es wurde dafür ein Wochenplan aufgestellt. Für für 10 Minuten Video braucht es ca. 30 Personalstunden.
Inhaltlich beschloss das Team, Videos mit Lern- und Bildungsinhalten, z.B. Erklärvideos (Hilfe wo kann ich lernen, Wie mache ich ein Dot-Painting?, Kochrezepte), Videos zur Unterhaltung (Geschichten, Lebensweisheiten, Zaubertricks, Interviews) und Videos mit Informationen zu verschiedenen Themen (Ausbildung, Jugendplätze) herzustellen.
Das erste Video hatte ziemlich viele Zuschauer*innen/Klicks. Bei den folgenden Videos kam es immer sehr auf das Thema an. So experimentierte sich das Team durch die ersten 3 Monate Lockdown und konnten viele Erfahrungen (Anzahl der Klicks und Kommentare) sammeln und Rückschlüsse ziehen, die in die Planung von zukünftigen Aktionen mit einfließen konnten.
Die Beteiligung der Jugendlichen an Themen für Videos und Interaktion und Kommunikation konnte in dieser Zeit noch nicht festgestellt werden. Das Team versuchte, mit der Zielgruppe in Kontakt zu bleiben, hatte aber wenig Feedback, abgesehen von den Statistiken auf YouTube.
Erst mit der schrittweisen Öffnung der Jugendhäuser ab Mai kamen die Sozialpädagog*innen wieder in den persönlichen Kontakt und erhielten dann auch unzähliges an konstruktivem Feedback zu den Videos und Insta Live Aktionen (Challenges sind besonders beliebt). Einige berichteten, dass sie jede Woche auf den Freitag und das neue Video gewartet haben.
Es lohnt sich also dran zu bleiben und nicht zu verzweifeln, wenn es erstmal keine direkten Kommentare oder Feedback gibt.